Der ganz alltägliche vorweihnachtliche Horror.
Der Dezember ist da und ich habe, wie einige vielleicht bemerkt haben, aus verschiedenen Gründen einfach sowas von keine Lust auf Weihnachtsstimmung, dass man daraus eigentlich schon wieder eine eigene Story machen müsste. Also habe ich mich entschlossen, dem geneigten Leser meinen diesjährigen (nicht meinen generellen, das bitte ich zu berücksichtigen) Eindruck eines typischen Tages in der (Vor-) Weihnachtszeit zu schildern:
7:22 Uhr.
Der Wecker klingelt. Aufstehen, frieren, in die Latschen schlüpfen. Merken dass es saukalt ist, kräftig husten und erschöpft zurück ins Bett fallen, anschließend wieder aufrappeln (dies sooft wiederholen, wie es die jeweiligen Gegenbenheiten erfordern).
7:30 Uhr.
Waschen (warmes Wasser gibt's erst ab halb 9), Zähneputzen. Dabei: Frieren nicht vergessen (Nachtabsenkung der Heizung wurde vom Hausmeister nicht umgestellt; endet daher erst gegen 9 Uhr).
7:45 Uhr.
Frühstücken, dabei das Radio anschalten. Es läuft eine heterosexuelle Rerereinkarnation von Wham! mit einer Coverversion einer Coverversion einer Coverversion von Last Christmas. Radio panikartig ausschalten.
8:00 Uhr.
Haus verlassen. Feststellen, dass 1.) kein schön stimmungsvoll winterlicher Schnee liegt, das jedoch 2.) den niedrigen Temperaturen nicht eine Spur von Mäßigung abnötigt weshalb es 3.) natürlich arschwindig und ebenso kalt bei gefühlten -20° ist. (Wer wissen will, wie sich reale -20° anfühlen, möge das in den ebenso unterhaltsamen wie ehrfurchtgebietenden Beiträgen im Minnesota-Blog von Holle nachlesen!)
8:30 bis 12:30 Uhr.
Programmieren im Praktikum. Gebäude ist mit Leuchtgirlanden verziert, die blinken - eine davon vor meinem Fenster. Zusammen mit meiner Konzentration muss auch die Tastatur leiden, vor allem BACKSPACE.
Im Gang kommt mir ein zweiter Praktikant entgegen, den ich bis dato noch nicht gesehen habe. Er summt Last Christmas. Nehme mir vor, nicht mehr um diese Zeit auf den Gang zu gehen.
12:30 bis 13:00 Uhr.
Mittagspause. Das Mensafoyer ist weihnachtlich geschmückt; ich stoße mir den Kopf an einem über dem Aufgang hängenden Plastik-Nikolaus. Der Speiseplan wurde ebenfalls festlicher gestaltet: Es gibt Milchreis mit Kirschen und Zimt, Hühnchen in Orangen-Zimtsauce und ein Gericht, bei dem ein winziges Stück knochenharter Stollen sowie zwei kohlenartige Zimtplätzchen im Preis inbegriffen sind. Mag keinen Zimt; entscheide mich für das sog. Alterntivgericht: Gedünstete Kohlrabi in Bärlauchsauce.
12:50 bis 13:10 Uhr.
Kotzen.
13:30 bis 16:30 Uhr.
Weiterarbeiten im stimmungsvollen Dauerfeuer der Girlandenkerzen. Verlasse mit leichten Symptomen einer fokalen Epilepsie den Raum und begegne erneut dem neuen Praktikanten. Er summt immernoch. Schlimmer: Er fragt, ob mir dieses Weihnachtslied von George Michael auch nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich bejahe wahrheitsgemäß und wortreich im Sinne einer Reminiszenz an Klaus Kinski.
Wenig später arbeitet besagter Zeitgenosse am Messstand neben mir an einer längeren Reihe von Aufnahmen.
14:46 bis 15:08 Uhr.
Unauffälliges Entsorgen des mit einer Branddecke getarnten Körpers des bewusstlosen Mitpraktikanten unter Benutzung der Sackkarre für Gasflaschen. Bilde mir ein, ihn immernoch summen zu hören, verzichte aber auf ein Fixieren der Decke mittels Klebeband.
17:10 Uhr.
Zuhause. Einschalten des Fernsehers, "Holidays are coming" prädiktiert nahende Ferien. Der Coca Cola Konzern demonstriert in einem gefühlvollen Werbespot sein unermüdliches Engagement für Weltfrieden, Rassengleichheit und persönliches Glück aller Konsumenten. Angewidertes Ausschalten des Fernsehers.
17:50 bis 19:00 Uhr.
Abendessen zubereiten. Aus Angst davor, im Supermarkt Last Christmas zu hören, benutze ich nur Vorräte, die schon im Haus sind.
19:08 Uhr.
Nach Geruchs- und mit größter Vorsicht entnommener Geschmacksprobe: Negativer Befund in Sachen Genießbarkeit für das Haferflocken-Senf Omelett. Es folgt meinem Mageninhalt (Reste von Mittagessen und Frühstück) auf dem Weg ins nächste Klärwerk.
20:59 Uhr.
Der Pizzabote klingelt. Eine Pizza mit Schinken und extra Käse bestellt zu haben, kann ich mich trotz der seither vergangenen knapp 2 Stunden noch dunkel erinnern. Aus meinem Gesichtsausdruck muss der offensichtlich zur Aushilfe angestellte junge Mann die zutreffende Einschätzung abgeleitet haben, sich in akuter Lebensgefahr zu befinden. Nach zügiger Bezahlung und einer im Gehen genuschelten Entschuldigung hinsichtlich Weihnachtsstress beim Pizzadienst kann ich dennoch nun endlich eine angenehm kühle Anchovis-Pizza mit Spinat genießen.
22:45 Uhr.
Feststellen, dass die Heizung sich abgeschaltet hat. Emails lesen und dabei ca. 4000 Weihnachts-Sonderangebote löschen, anschließend zu Bett gehen.
Bald nun ist Weihnachten,
wie ich mich freu!
Dann ist der ganze Scheiß
endlich vorbei...
7:22 Uhr.
Der Wecker klingelt. Aufstehen, frieren, in die Latschen schlüpfen. Merken dass es saukalt ist, kräftig husten und erschöpft zurück ins Bett fallen, anschließend wieder aufrappeln (dies sooft wiederholen, wie es die jeweiligen Gegenbenheiten erfordern).
7:30 Uhr.
Waschen (warmes Wasser gibt's erst ab halb 9), Zähneputzen. Dabei: Frieren nicht vergessen (Nachtabsenkung der Heizung wurde vom Hausmeister nicht umgestellt; endet daher erst gegen 9 Uhr).
7:45 Uhr.
Frühstücken, dabei das Radio anschalten. Es läuft eine heterosexuelle Rerereinkarnation von Wham! mit einer Coverversion einer Coverversion einer Coverversion von Last Christmas. Radio panikartig ausschalten.
8:00 Uhr.
Haus verlassen. Feststellen, dass 1.) kein schön stimmungsvoll winterlicher Schnee liegt, das jedoch 2.) den niedrigen Temperaturen nicht eine Spur von Mäßigung abnötigt weshalb es 3.) natürlich arschwindig und ebenso kalt bei gefühlten -20° ist. (Wer wissen will, wie sich reale -20° anfühlen, möge das in den ebenso unterhaltsamen wie ehrfurchtgebietenden Beiträgen im Minnesota-Blog von Holle nachlesen!)
8:30 bis 12:30 Uhr.
Programmieren im Praktikum. Gebäude ist mit Leuchtgirlanden verziert, die blinken - eine davon vor meinem Fenster. Zusammen mit meiner Konzentration muss auch die Tastatur leiden, vor allem BACKSPACE.
Im Gang kommt mir ein zweiter Praktikant entgegen, den ich bis dato noch nicht gesehen habe. Er summt Last Christmas. Nehme mir vor, nicht mehr um diese Zeit auf den Gang zu gehen.
12:30 bis 13:00 Uhr.
Mittagspause. Das Mensafoyer ist weihnachtlich geschmückt; ich stoße mir den Kopf an einem über dem Aufgang hängenden Plastik-Nikolaus. Der Speiseplan wurde ebenfalls festlicher gestaltet: Es gibt Milchreis mit Kirschen und Zimt, Hühnchen in Orangen-Zimtsauce und ein Gericht, bei dem ein winziges Stück knochenharter Stollen sowie zwei kohlenartige Zimtplätzchen im Preis inbegriffen sind. Mag keinen Zimt; entscheide mich für das sog. Alterntivgericht: Gedünstete Kohlrabi in Bärlauchsauce.
12:50 bis 13:10 Uhr.
Kotzen.
13:30 bis 16:30 Uhr.
Weiterarbeiten im stimmungsvollen Dauerfeuer der Girlandenkerzen. Verlasse mit leichten Symptomen einer fokalen Epilepsie den Raum und begegne erneut dem neuen Praktikanten. Er summt immernoch. Schlimmer: Er fragt, ob mir dieses Weihnachtslied von George Michael auch nicht mehr aus dem Kopf geht. Ich bejahe wahrheitsgemäß und wortreich im Sinne einer Reminiszenz an Klaus Kinski.
Wenig später arbeitet besagter Zeitgenosse am Messstand neben mir an einer längeren Reihe von Aufnahmen.
14:46 bis 15:08 Uhr.
Unauffälliges Entsorgen des mit einer Branddecke getarnten Körpers des bewusstlosen Mitpraktikanten unter Benutzung der Sackkarre für Gasflaschen. Bilde mir ein, ihn immernoch summen zu hören, verzichte aber auf ein Fixieren der Decke mittels Klebeband.
17:10 Uhr.
Zuhause. Einschalten des Fernsehers, "Holidays are coming" prädiktiert nahende Ferien. Der Coca Cola Konzern demonstriert in einem gefühlvollen Werbespot sein unermüdliches Engagement für Weltfrieden, Rassengleichheit und persönliches Glück aller Konsumenten. Angewidertes Ausschalten des Fernsehers.
17:50 bis 19:00 Uhr.
Abendessen zubereiten. Aus Angst davor, im Supermarkt Last Christmas zu hören, benutze ich nur Vorräte, die schon im Haus sind.
19:08 Uhr.
Nach Geruchs- und mit größter Vorsicht entnommener Geschmacksprobe: Negativer Befund in Sachen Genießbarkeit für das Haferflocken-Senf Omelett. Es folgt meinem Mageninhalt (Reste von Mittagessen und Frühstück) auf dem Weg ins nächste Klärwerk.
20:59 Uhr.
Der Pizzabote klingelt. Eine Pizza mit Schinken und extra Käse bestellt zu haben, kann ich mich trotz der seither vergangenen knapp 2 Stunden noch dunkel erinnern. Aus meinem Gesichtsausdruck muss der offensichtlich zur Aushilfe angestellte junge Mann die zutreffende Einschätzung abgeleitet haben, sich in akuter Lebensgefahr zu befinden. Nach zügiger Bezahlung und einer im Gehen genuschelten Entschuldigung hinsichtlich Weihnachtsstress beim Pizzadienst kann ich dennoch nun endlich eine angenehm kühle Anchovis-Pizza mit Spinat genießen.
22:45 Uhr.
Feststellen, dass die Heizung sich abgeschaltet hat. Emails lesen und dabei ca. 4000 Weihnachts-Sonderangebote löschen, anschließend zu Bett gehen.
Bald nun ist Weihnachten,
wie ich mich freu!
Dann ist der ganze Scheiß
endlich vorbei...
celso - 9. Dez, 10:16