(I) Nacht-und-Nebel Bepflanzungspflege.
In der vergangenen Woche verbrachten einige der Ilmenauer Studenten einen Gutteil ihrer Zeit in der Bibliothek. In Anbetracht brütender Hitze auf der einen und ultimativ näherrückender Prüfungstermine auf der anderen Seite gingen jene pflichtbewussten Nachwuchs-Akademiker ihrem lernenden, lesenden, diskutierenden oder einfach nur vor sich hin transpirierendem Tagwerk nach.
Und an einem kleinen Einzeltisch in der hintersten Ecke des Lesesaals, zwischen der Archivabteilung für Werkstoffkunde und dem Präsenzbestand der Kommunikationswissenschaftler, inmitten von Regalreihen voller bibliophiler Schätze wie der "Geschichte der Korrosion" und der "Conversationsencyklopädie von Doctor Karl Gustav Neyfriem in dreiuntfünftzig Bänden", sitzt Celso.
Mit unstetem Blick und eingefallenen, übernächtigten Augen schaut der blasse Student immer wieder ruckartig auf, nur um festzustellen, dass ihm seine überstrapazierten Sinne mit der Illusion einer bloß aus den Augenwinkeln wahrnehmbaren Bewegung wieder einmal einen Streich gespielt hatten. Nervös tippt er, wenn er gerade nicht krakelige Formeln auf seine karierten Blockseiten schmiert, wieder und wieder mit dem hinteren Ende seines Stiftes auf das Papier. Ein Besucher oder Student, der sich in diesen Teil der Biliothek verirrt hätte, würde ihn wahrscheinlich als gescheiterten Freak abtun und tunlichst die Abkürzung zwischen der modernen Wissenschaftstheorie und den Schränken des mathematischen Archivs nehmen, um dem in mentaler wie thermischer Hinsicht unangenehmen Klima zu entkommen.
Was aber hat den sonst so geselligen und redseligen Celso, der normalerweise in kleinen Grüppchen von zwei bis drei Personen Lernstoff in entspannter Atmosphäre bei einem Tee durchzugehen pflegt, zu seiner Eremitage in der schlecht klimatisierten Bibliothek veranlasst? Die Antwort auf diese Frage liefert eine traurige Geschichte, die Ihren Ausgang am Morgen des vorigen Tages nimmt.
Genauer gesagt: Kurz vor 7:30 Uhr. Während an der Universität bereits erste Hörsäle damit beginnen, verängstigte Studenten für die ersten Prüfung des Tages zu verschlingen, schlummert Celso in seinem Bettchen wohlbehütet und durchaus verdient in Vorbereitung eines produktiven Lerntages. Der Spalt seines angekippten Fensters befindet sich geschätzte 110 cm Luftlinie von seinem linken Ohr entfernt.
Punkt 7:30 Uhr bricht Armageddon los.
Ohrenbetäubendes Getöse hüllt den Wohnblock, die Stadt und die gesamte nördliche Hemisphäre ein, marterndes Krächzen und Stottern anlaufender Höllenmaschinerie bohrt sich in die Eingeweide und der schwelende Geruch brennenden Pechs sticht in die Nase unseres ahnungslosen Langschläfers. Unbeholfen torkelt Celso auf die Beine und zum Fenster, um dort eines bizarren Anblicks gewahr zu werden: Fleischgewordene Dämonen tummeln sich auf der kleinen Grünfläche, die direkt unter seinem Fenster liegt, und stoßen unartikulierte, animalische Laute aus. Sie sind mit langen Stangen bewaffnet, an denen schreckliche, rotierende Klauen sitzen, und ihre Köpfe sind aufgeschwollene knallgelbe Eiterblasen die anstelle von Ohren dicke graue Beulen rechts und links aufweisen...
Nach einem kurzen Schock und dem Versuch einer rationalen Einordnung kommt Celso dann allerdings zu dem Schluss, dass es sich auch um Gemeindearbeiter mit Bauhelmen und Ohrenschützern handeln könnte, die sich gegenseitig Anweisungen zubrüllen, wie beim Mähen der besagten Rasenfläche zu verfahren sei.
An dieser Stelle empfindet der verstörte Student, trotz allen Ärgers ob der brutal beendeten Nachtruhe, so etwas wie Erleichterung darüber, dass es sich um ein einerseits vollkommen natürliches und andererseits vorübergehendes Phänomen handelt. Unter dem Eindruck dieser Erkenntnis schließt er, um weiteren Benzingeruch aus den kleinen Terrorinstrumenten auszusperren, das Fenster und schlurft in sein kleines Bad.
Allerdings sollte dies keineswegs das Ende seines morgendlichen Martyriums gewesen sein... Fortsetzung folgt...
Teil 2:
Die Rasenmäher-Verschwörung
Und an einem kleinen Einzeltisch in der hintersten Ecke des Lesesaals, zwischen der Archivabteilung für Werkstoffkunde und dem Präsenzbestand der Kommunikationswissenschaftler, inmitten von Regalreihen voller bibliophiler Schätze wie der "Geschichte der Korrosion" und der "Conversationsencyklopädie von Doctor Karl Gustav Neyfriem in dreiuntfünftzig Bänden", sitzt Celso.
Mit unstetem Blick und eingefallenen, übernächtigten Augen schaut der blasse Student immer wieder ruckartig auf, nur um festzustellen, dass ihm seine überstrapazierten Sinne mit der Illusion einer bloß aus den Augenwinkeln wahrnehmbaren Bewegung wieder einmal einen Streich gespielt hatten. Nervös tippt er, wenn er gerade nicht krakelige Formeln auf seine karierten Blockseiten schmiert, wieder und wieder mit dem hinteren Ende seines Stiftes auf das Papier. Ein Besucher oder Student, der sich in diesen Teil der Biliothek verirrt hätte, würde ihn wahrscheinlich als gescheiterten Freak abtun und tunlichst die Abkürzung zwischen der modernen Wissenschaftstheorie und den Schränken des mathematischen Archivs nehmen, um dem in mentaler wie thermischer Hinsicht unangenehmen Klima zu entkommen.
Was aber hat den sonst so geselligen und redseligen Celso, der normalerweise in kleinen Grüppchen von zwei bis drei Personen Lernstoff in entspannter Atmosphäre bei einem Tee durchzugehen pflegt, zu seiner Eremitage in der schlecht klimatisierten Bibliothek veranlasst? Die Antwort auf diese Frage liefert eine traurige Geschichte, die Ihren Ausgang am Morgen des vorigen Tages nimmt.
Genauer gesagt: Kurz vor 7:30 Uhr. Während an der Universität bereits erste Hörsäle damit beginnen, verängstigte Studenten für die ersten Prüfung des Tages zu verschlingen, schlummert Celso in seinem Bettchen wohlbehütet und durchaus verdient in Vorbereitung eines produktiven Lerntages. Der Spalt seines angekippten Fensters befindet sich geschätzte 110 cm Luftlinie von seinem linken Ohr entfernt.
Punkt 7:30 Uhr bricht Armageddon los.
Ohrenbetäubendes Getöse hüllt den Wohnblock, die Stadt und die gesamte nördliche Hemisphäre ein, marterndes Krächzen und Stottern anlaufender Höllenmaschinerie bohrt sich in die Eingeweide und der schwelende Geruch brennenden Pechs sticht in die Nase unseres ahnungslosen Langschläfers. Unbeholfen torkelt Celso auf die Beine und zum Fenster, um dort eines bizarren Anblicks gewahr zu werden: Fleischgewordene Dämonen tummeln sich auf der kleinen Grünfläche, die direkt unter seinem Fenster liegt, und stoßen unartikulierte, animalische Laute aus. Sie sind mit langen Stangen bewaffnet, an denen schreckliche, rotierende Klauen sitzen, und ihre Köpfe sind aufgeschwollene knallgelbe Eiterblasen die anstelle von Ohren dicke graue Beulen rechts und links aufweisen...
Nach einem kurzen Schock und dem Versuch einer rationalen Einordnung kommt Celso dann allerdings zu dem Schluss, dass es sich auch um Gemeindearbeiter mit Bauhelmen und Ohrenschützern handeln könnte, die sich gegenseitig Anweisungen zubrüllen, wie beim Mähen der besagten Rasenfläche zu verfahren sei.
An dieser Stelle empfindet der verstörte Student, trotz allen Ärgers ob der brutal beendeten Nachtruhe, so etwas wie Erleichterung darüber, dass es sich um ein einerseits vollkommen natürliches und andererseits vorübergehendes Phänomen handelt. Unter dem Eindruck dieser Erkenntnis schließt er, um weiteren Benzingeruch aus den kleinen Terrorinstrumenten auszusperren, das Fenster und schlurft in sein kleines Bad.
Allerdings sollte dies keineswegs das Ende seines morgendlichen Martyriums gewesen sein... Fortsetzung folgt...
Teil 2:
Die Rasenmäher-Verschwörung
celso - 21. Jul, 22:03
Tze, tze, tze ...